Nur was für Männer?

Warum die Maklerbranche für Frauen großes Potenzial birgt.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Aktuell sind nur 5% aller Versicherungs­makler weiblich. Die meisten Frauen bleiben der Branche fern, obwohl eigentlich alle Voraussetzungen für einen gelungenen Start in den Beruf gegeben sind: passende Produkte, starke Vertriebspower, schnelle Abschlusswege. Doch ob als Zielgruppe oder dringend gesuchte Fachkräfte – Frauen haben im Kontext der Assekuranz nach wie vor Seltenheitswert. Warum ist das so? Und wo liegen neben den vielen Herausforderungen die Chancen für eine Trendwende? Dieser Artikel liefert Fakten zur Situation und zeigt Wege aus der Krise.

Frauen in der Maklerbranche

Hauptgrund für den Mangel? Die Maklerbranche hat ein Imageproblem.

Ein Fakt, der schmerzt: Fast kein anderer Beruf genießt laut Umfragen ein so niedriges Ansehen wie der des Versicherungsmaklers. Seit 2007 erstellt das renommierte Marktforschungsunternehmen Forsa ein Berufsranking, das auf der Befragung von Bürgerinnen und Bürgern basiert. Diese sollen Angaben zur Beliebtheit von Jobs und Branchen machen. Das ernüchternde Ergebnis: Die Versicherungsbranche landet seit vier Jahren auf dem letzten Platz.
Denn obwohl die Zeiten aufdringlicher Versicherungsvertreter, die Kunden an der Haustür Policen „aufdrängeln“, längst Geschichte sind, ändert sich die Außenwahrnehmung des Berufs nur langsam – und ist noch immer geprägt von negativen Klischees.
Gleichzeitig verschärfen demografische Herausforderungen die Situation: Seit Jahren gehen mehr Makler in Rente als Berufseinsteiger nachrücken. Die Zahl der Auszubildenden im Versicherungsumfeld ist seit 2002 um 40 % gesunken. Der motivierte Nachwuchs wird händeringend gesucht – wendet sich aber zunehmend anderen Branchen zu.
Eng verknüpft mit diesem Bündel an schwierigen Herausforderungen: der geringe Frauenanteil im Außendienst. Denn obwohl dieser Karriereweg vor allem Frauen viele Optionen bieten würde, entscheiden diese sich nur selten für den Job als Maklerin.

Frauenmangel im Vertrieb: Das sind die Fakten.

Nur 5,8% aller weiblichen Erwerbstätigen in Deutschland sind selbstständig.
Es klingt klischeebehaftet, doch die Lebensrealität vieler Frauen ist nach wie vor von einem stärkeren Fokus auf Familie und Kinder geprägt als bei ihren männlichen Kollegen. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsordnung kümmern sich Frauen täglich doppelt so lange um Haushalt und Kinder wie ihr Partner – Zeit, die sich nach Ansicht vieler Frauen nicht mit einem Vertriebsjob vereinbaren lässt.

Denn: Zu den sichtbaren Aufgaben des Alltags addieren sich auch viele unsichtbare. Stellt man sich die Care-Arbeit in der Familie als Eisberg vor, schwimmt der größte, nicht auf den ersten Blick erkennbare Teil, unter der Wasseroberfläche. Dieser wird als „mental load“ bezeichnet, also als mentale Denkarbeit, die häufig Frauen leisten müssen. Dazu gehört zum Beispiel das Vereinbaren von Arztterminen oder auch das Erstellen der Einkaufsliste. Planen, koordinieren, kontrollieren – und das tagtäglich. Eine Belastung, die nicht selten zu Burnout-Erkrankungen oder deren Vorstufen führt.
Um die Balance zwischen Familie, Alltag und Beruf geht es auch beim Thema Selbstständigkeit: Aktuell sind nach BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) nur 5,8 % aller weiblichen Erwerbstätigen in Deutschland selbstständig – zweimal weniger als bei den erwerbstätigen Männern. Der Grund hierfür liegt meist in der fehlenden finanziellen Sicherheit nach der Geburt eines Kindes. Denn der seit 2018 neu geregelte Mutterschutz gilt nicht für selbstständige Frauen: Sie erhalten kein Mutterschaftsgeld, während die Lebenshaltungskosten weiterhin getragen werden müssen. Zusätzlich besteht die Sorge, durch längere Abwesenheit potenzielle Kunden zu verlieren.
Auch den Krankheitsfall, unvorhersehbare Arbeitszeiten, Abschlussdruck, erfolgsabhängige Gehälter oder die instabile Rücklagenbildung für das Alter nennen viele Frauen als Gründe, eine Selbstständigkeit im Vertrieb gar nicht erst zu beginnen oder sogar zu beenden.
Schließlich hat der geringe Frauenanteil in der Maklerbranche auch mit dem hohen Männeranteil zu tun: Was zunächst banal klingt, ist eine logische Konsequenz aus dem aktuellen Status Quo. So fehlen für Frauen nicht nur Vorbilder im Versicherungsumfeld, an denen sie sich orientieren könnten – der hohe Männeranteil wirkt schnell auch abschreckend.
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„Man braucht schon ein breites Kreuz, wenn da 100 Männer und nur 3 Frauen in einem Raum sind“,
sagt Kim Hahn, Inhaberin des Maklerunternehmens Leo Forsberg.
 

Zusammengefasst stechen drei Hauptgründe für den geringen Frauenanteil in der Maklerbranche heraus:

  • Das negative Image des Berufs und des gesamten Versicherungsumfelds
  • Die Unterschiede in den Erwerbsbiografien von Frauen und Männern und die damit verbundene Bereitschaft, in die Selbstständigkeit zu starten
  • Fehlende oder zu wenige Vorbilder für Frauen in der Branche

Zeit, dass sich was dreht! Mögliche Lösungen für den Frauenmangel.

Wird der Beruf des Versicherungsmaklers auch in Zukunft zwangsläufig männlich dominiert bleiben? Das muss nicht sein. Denn für Frauen, die ihren Weg in der Branche gehen wollen, ist die Ausgangslage zwar herausfordernd – doch bei weitem nicht aussichtslos.
Ein Grund für Optimismus: Die Branche bewegt sich. Zwar noch langsam, aber dafür kontinuierlich. Zahlreiche Initiativen formulieren das Ziel, Frauen den Einstieg in den Job und in die Selbstständigkeit zu erleichtern. So hat das Bundesgleichstellungsministerium zusammen mit Bildungs- und Wirtschaftsministerium die bundesweite Gründerinnenagentur (bga) eingerichtet. Diese vermittelt Zugang zur Expertise von über 500 Beratungseinrichtungen, 350 Netzwerken und rund 130 Fachleuchten – alle mit umfassenden Informationen und Dienstleistungen zu Existenzgründung, Festigung, Wachstum und Unternehmensnachfolge. Ideal also, um selbstständige Maklerinnen zu unterstützen, sie miteinander zu vernetzen und ihnen bei allen Fragen rund um ihre Arbeit zur Seite zu stehen.
Auch Branchengrößen schlagen bei der Unterstützung von Frauen einen neuen Kurs ein: Im Rahmen der diesjährigen DKM fand erstmals die „FemSurance“ statt. Während des Events sprachen erfolgreiche Frauen aus der Branche zu Themen wie Networking, Förderung und Selbst-Branding.
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„Das neue Format rückt erfolgreiche Entscheidungsträgerinnen und
Unternehmerinnen in den Vordergrund, weil sie wesentlich für die Progressivität
unserer Branche stehen.“
Lisa Knörrer, Geschäftsführerin bbg
 
Um die immer noch auf männliche Mitarbeiter zugeschnittene Beratung und Ansprache bei Karriere­programmen aufzubrechen, möchte FemSurance Frauen in der Versicherungsbranche stärken und ihnen eine Plattform zur Vernetzung bieten.

Der Weg nach vorn: Laut werden, netzwerken, Vorbilder schaffen.

Um dem Mangel an Vorbildern entgegenzuwirken, entschließen sich außerdem immer mehr Frauen dazu, ihren Weg im Versicherungs- und Finanzumfeld mit anderen zu teilen und Einblicke in die tägliche Arbeit zu geben. Ein Beispiel ist die von Katharina Karageorgos gegründete Plattform „MissFinanz“. Auf dieser unterstützt sie Frauen mit Online-Kursen und Mentoring auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit. Als freie Maklerin berät Karageorgos ihre Kunden in allen Finanzfragen – und stand beim Jungmakler Award 2022 sogar im Finale. „Der Wechsel in die Unabhängigkeit war ein absoluter Türöffner für mich. Durch meinen Maklerpool fühle ich mich wirklich gefördert“, erklärt sie in einem Interview mit AssCompact.
Auch Justine Ivakovic zeigt, wie Frauen erfolgreich in der Branche durchstarten können: Sie ist Geschäftsführerin der „DI Frau“ GmbH. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin und ihrem Team bietet sie Finanzcoaching, Vermögensaufbau und finanzielle Absicherung speziell für Frauen an. Außerdem organisiert das Unternehmen regelmäßige Events und Veranstaltungen mit Impulsvorträgen aus einem umfangreichen Expertennetzwerk. Ivakovic nahm ebenfalls am Jungmakler Award teil und erreichte 2018 den dritten Platz.

Auch Maklerinnen gehört die Zukunft.

Die Erfolgsgeschichten verdeutlichen: Auch die Maklerbranche kann für Frauen ein attraktives Berufs­umfeld sein. Hohe Flexibilität, ein wettbewerbs­fähiges Einkommen, große Entfaltungs­spielräume und ein zusehends wachsendes Netzwerk aus Unterstützerinnen – das sind die Zutaten für eine Zukunft, in der Frauen die Branche nachhaltig bereichern.
  • Lisa Lohre

    LISA LOHRE

    Account Managerin (Hessen)

    "In meiner Rolle als Account Managerin verbinde ich nicht nur Fachkenntnisse und Zuverlässigkeit, sondern zeige auch: Als junge Mutter mit einem tollen Arbeitgeber an meiner lassen sich Vollzeitjob und Familienleben gut integrieren."

Die Entwicklung dorthin ist jedoch kein Selbstläufer. Entscheidend wird es sein, Frauen im Versicherungs­umfeld fortlaufend zu unterstützen. Mit gutem Beispiel voran gehen Brancheninitiativen wie der Jungmakler Award. Auch das Versicherungskammer Maklermanagement ist Förderer des Events. Die Beispiele von unter anderem Justine Ivakovic und Katharina Karageorgos zeigen, dass talentierte Kandidatinnen den Award als Sprungbrett für ihren beruflichen Erfolg nutzen konnten.

Ihr möchtet noch mehr über die Chancen und Möglichkeiten von Frauen in der Maklerbranche erfahren? Auf unseren Social-Media-Kanälen findet Ihr alle wichtigen Informationen zum Thema. Wir sind gespannt auf Eure Kommentare!
Veröffentlicht am 12. Dezember 2023

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